My Legend of Zelda (1) – The Legend of Zelda
Eine kleine Warnung voraus: Der folgende Text besteht zu großen Teilen aus subjektiven Erinnerungen. Ich gebe keine Garantie auf hunderprozentige Korrektheit dieser Erinnerungen. Ich bin ein greiser, alter Mann.
Als „The Legend of Zelda“ 1987 in Amerika erschien, befürchtete Minoru Arakawa, der damalige Präsident von Nintendo of America, dass das Spiel für das amerikanische Publikum zu komplex sei. Im Gegensatz zu den meisten Spielen, die in den späten 1980ern im Westen erschienen, nahm „The Legend of Zelda“ vergleichsweise langsam Fahrt auf und war nicht sonderlich selbsterklärend. Bei „Super Mario Bros.“ war die Sache eindeutiger: man kann laufen, man kann springen, der Bildschirm scrollt nur nach rechts … BINGO BONGO!
Bei „Zelda“ mit seiner offenen Spielwelt, in die man zunächst auch noch unbewaffnet hineingeworfen wird, sah die Sache wiederum anders aus. Wie sollten die dummen Langnasen das nur verstehen? Aus diesem Grund wurde dem Spiel eine ausführliche und wunderschön gestaltete Anleitung und eine Karte von Hyrule beigepackt. Genau diese Karte packte ich im Jahr 1991 mit glänzenden Augen aus der goldenen Verpackung.
LOST IN TRANSLATION
Doch Nintendos fürsorgliche Bemühungen halfen mir nicht weiter. Was helfen schöne Anleitung und ausfaltbare Karten, wenn man gerade mal 9 Jahre alt ist und kein Englisch kann? Heutzutage ist das Geschrei groß, wenn Rockstar zum wiederholten Mal NUR deutsche Bildschirmtexte und keine deutsche Sprachausgabe ins Spiel packt. Damals konnte man schon froh sein, wenn ein Spiel fehlerfreie englische Texte hatte. Zähle ich die NES-Spiele meiner Sammlung mit deutschen Texten auf, komme ich auf genau … ähm … 0. Ich schreibe es noch einmal aus: NULL. Nada. Nix. Und Tutorials gab es auch keine. Wir hatten damals ja nichts!
Gut … wir hatten Eltern und Eltern sind bekanntermaßen allwissend. Also zerrte ich meine Mutter vor den Fernseher: „Was sagt der alte Mann mit dem Schwert da?“ „Öhm…irgendwas mit ‚draußen'“, versuchte sie angestrengt zu übersetzen. Der Englisch-VHS-Kurs, den sie für unseren Amerikaurlaub besucht hatte, lag offenbar schon eine Weile zurück. Wirklich schlauer war ich jetzt allerdings nicht. Was soll’s? Man muss nicht alles verstehen, um sich ins Abenteuer zu stürzen. Da ist ein Schwert, draußen sind Feinde, das spitze Ende muss in die Feinde … das ist kein Hexenwerk. Aus der Anleitung wusste ich immerhin, dass es eine Prinzessin zu retten und acht … öhm … goldene Dreiecke zu finden gab (mein Dank geht an Herrn Arakawa).
A TRIFORCE TO RULE THEM ALL
Diese goldene Dreiecke waren die Bestandteile eines Fragmentes des sogenannten Triforce. Das Triforce an und für sich besteht wiederum aus drei Einzelfragmenten: dem Triforce der Weisheit, dem Triforce des Mutes und dem Triforce der Kraft. Sind alle drei Teile vereint, erfüllt das Triforce alle Wünsche desjenigen, der es berührt. Dummerweise ist das gute Stück allerdings im Normalfall in seine drei Fragmente zerteilt. Das jeweilige Fragment materialisiert sich wiederum als eine Art Tattoo auf dem Handrücken eines Trägers, der diese Ehre wiederum an seine Nachfahren weitervererbt. Prinzessin Zelda ist hierbei immer die Trägerin des Triforces der Weisheit, Link entdeckt früher oder später das Triforce des Mutes auf seinem Handrücken und Ganondorf, der designierte Bösewicht, stolziert mit dem Triforce der Kraft durch Hyrule. Soweit ganz grob die Hintergründe dieser mysteriösen goldenen Dreiecke. Zusammengefasst kann man sagen: das Triforce ist ein typischer MacGuffin, dessen einziger Sinn und Zweck es ist, eine Erklärung dafür zu liefern, warum man nicht direkt zu Ganondorf geht, um ihm die Prinzessin zu entreißen, sondern zuvor noch acht andere Dungeons abklappern muss.
Als ich in den frühen 1990ern manisch „The Legend of Zelda“ spielte, waren mir diese ganzen (unnötig komplizierten) Hintergründe sowieso vollkommen Banane. Ich wusste, dass dieses geheimnisvolle magische Dreieckfragment in acht Teile zerschlagen worden war, dass jeder Dungeonboss eines in seiner Verwahrung hatte und das üble Dinge passieren würden, wenn Ganondorf (der damals noch Ganon genannt wurde) alle acht Teile zusammenführen sollte. Das musste verhindert werden! Am Ende fällt Ganon noch irgendwann ein, dass die Bosse ja alle für ihn arbeiten und er sie nur bitten müssten kurz mal mit ihrem Triforce-Teil in seinem Dungeon vorbei zu kommen.
Wobei … wer sagt eigentlich, dass alle Bösewichte des Spiels gemeinsam unter einer Decke stecken? Vielleicht sind die einzelnen Bosse einfach nur individuell feindselig, weil sie kleine Kerle mit einem Faible für grün nicht mögen. Frühe Videospiele blieben in solchen Details ja gerne mal ein wenig vage. In diesem Fall stellt sich allerdings die Frage, warum Ganon sich nicht selbst auf der Suche nach den Fragmenten begibt, statt faul wie ein Blähsack in seinem Dungeon herumzusitzen. Nein … der feine Herr vertraut lieber darauf, dass Link alle Teile einsammelt und dann bei ihm vorbeikommt, um sie sich abnehmen zu lassen.
EIN VERHINDERTER HELD
Da hat er sich aber schwer geschnitten! Womit er nämlich nicht gerechnet hat: Link würde niemals bei ihm ankommen, sondern bis in alle Ewigkeit im siebten Dungeon hängen bleiben. Nicht weil dieses zu schwer wäre … nein … der Boss war nicht auffindbar. Ich weiß bis heute nicht, wo sich dieser versteckt hält. Vermutlich allerdings nicht in besagtem Dungeon, denn dieses habe ich von oben bis unten abgegrast. Jeder Totenschädel wurde umgedreht, jede Truhe geöffnet, jedes auffindbare Monster getötet … doch vom Boss keine Spur. Wochenlang habe ich jede Ecke Hyrules durchkämmt, ständig auf der Suche nach dem einen versteckten Geheimnis, das mich weiterbringen würde. Möglicherweise lag es nämlich einfach daran, dass ich mich zwar durch den siebten Dungeon gekämpft habe … aber niemals im sechsten war.
Woaaah … wie ist das denn möglich? So funktioniert „Zelda“ nicht. Hyrule ist so aufgebaut, dass man erst dann in ein neues Gebiet kommt, wenn es an der Reihe ist. Ohne den Gegenstand aus Tempel 1 komme ich nicht in Tempel 2. Das weiß jeder. Na gut … Shigeru Myamoto wusste es offenbar noch nicht als er das erste Zelda entwarf. Und so kommt es, dass man die Dungeons nicht zwingend in der chronologisch korrekten Reihenfolge betritt. Das kann wiederum dazu führen, dass man in eine kleine Sackgasse rennt. Und lebt man dann auch noch in den frühen 1990ern und hat kein Internet zur Hand … tja.
Ich beneide mein jüngeres Ich um die Geduld – und vor allem auch die Zeit -, die es hatte, um sich wochenlang mit einem Spiel zu beschäftigen, bei dem es kein Weiterkommen gab. Und es machte mir sogar Spaß. Ein Spiel wie „The Legend of Zelda“ hatte ich noch nie zuvor gespielt. Die große und offene Welt, die tolle und gerade mal aus gefühlten zwei Songs bestehende Musik und die zahlreichen Geheimnisse, die es zu entdecken gab … es war super. Ähem … wobei ich gestehen muss, dass ich aus eigener Kraft wahrscheinlich kein einziges Geheimnis entdeckt habe. Die fanden sich ja Gott sei Dank zum großen Teil im „Offiziellen Nintendo Entertainment System Spieleberater“, ohne den ich vermutlich nicht einmal bis zum zweiten Boss vorgedrungen wäre (dummerweise stand in dem treuen Nachschlagewerk zwar wie ich das 7. Dungeon finde, zu Nummer 6 schwieg es sich jedoch aus). Mein Abhängigkeit von dieser Spielhilfe war teilweise sicherlich der Sprachbarriere verschuldet. Doch das war es nicht alleine.
GOOD OL‘ DAYS
Von aktuelle Zelda-Spielen ist man gewohnt, dass sie einem zahlreiche Hilfestellungen geben. Die (mittlerweile deutschsprachigen) NPCs geben einem beispielsweise auskunftsfreudig Hinweise und wiederholen diese auch geduldig 1 – 20 Mal falls man sie nicht verstanden haben sollte. Heutzutage besitzen brüchige Wände zudem den Anstand mit Rissen darauf hinzuweisen, dass es einen Versuch wert wäre, dort eine experimentelle Bombe zu platzieren. Doch damals … damals wurde einem nichts geschenkt. Damals hat man eine brüchige Wand dadurch entdeckt, dass man zufälligerweise an der richtigen Stelle einen Bombe liegen hatte. Anderes Beispiel: Niemand sag einem, dass man immer und wieder den gleichen Bildschirm nach oben verlassen muss, um Dungeon Nummer 5 zu entdecken. Und selbst wenn es mir jemand gesagt hätte … ich hätte es ja nicht verstanden. Der Zufall, Verzweiflung oder eben das „Club Nintendo“-Magazin waren die einzigen Freunde, die man hatte. Oldschool-Gaming ist soooo toll.
Sarkasmus beiseite … „The Legend of Zelda“ war wirklich toll. Es ist zwar einige Jahre oder vielleicht auch Jahrzehnte her, dass ich es das letzte Mal gespielt habe, aber ich könnte mir vorstellen, dass man auch heute noch Spaß damit haben kann. Etliche Elemente, die auch noch in neueren Zelda-Spielen ein fester Bestandteil sind, fanden hier bereits ihren Anfang: Herzcontainer, Masterschwert, ständiger Fortschritt durch neue Gegenstände, die Musik und mehr. Was heute noch gut ist, war auch damals schon gut. Abseits von videospielhistorischem Interesse wüsste ich allerdings keinen Grund „The Legend of Zelda“ in der heutigen Zeit noch einzuwerfen. Es ist zwar die Blaupause für spätere Spiele, aber definitiv nicht das Highlight der Reihe.
Richtig bemerkenswert war allerdings „Zelda II – The Adventure of Link“ … wenn auch nicht unbedingt aufgrund seiner astralen Qualität. Doch dazu beim nächsten Mal dann mehr.
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Habt ihr jetzt Lust auf einen Ausflug nach Hyrule bekommen? Diese kleine Linkzusammenstellung sollte euch helfen, das gewünschte Spiel zu finden:
- „The Legend of Zelda“, „Zelda II – Adventure of Link“ und „The Legend of Zelda – A Link to the Past“ findet man auf ebay oder Retrobörsen. Alternativ gibt es die Spiele auch im Nintendo eShop für die Virtual Console („The Legend of Zelda und Zelda II“: 3DS und WiiU / „The Legend of Zelda – A Link to the Past“: nur für WiiU). Guthabenkarten für den eShop gibt es (etwas überteuert) auf Amazon.de
.
- „The Legend of Zelda – Ocarina of Time“ ist 2011 als 3D-Remake für den 3DS
erschienen.
- „The Legend of Zelda – Majora’s Mask“ kann man dank Virtual Console auf der guten alten Wii spielen. 1000 Nintendo Points
müsst ihr euch den Spaß kosten lassen. Seit einiger Zeit gibt es jedoch auch Gerüchte, dass ein 3DS-Remake in der Mache ist.
- „The Legend of Zelda – The Wind Waker“ ist erst vor Kurzem als HD-Remake für die WiiU
erschienen.
- „The Legend of Zelda – Twilight Princess“ gibt es recht günstig für die Wii.
- „The Legend of Zelda – Skyward Sword“ gibt es weniger günstig ebenfalls für die Wii.
- „The Legend of Zelda – A Link between Worlds“ ist noch ganz frisch auf dem Markt und für den 3DS
erhältlich.
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