Beta-Titanen (2) – Erste Schritte
Okay! Ein letzter Check: Die Kissen meines preisgünstigen Bürostuhls sind so angerichtet, dass ich über längere Zeit halbwegs bequem sitzen kann. Ein Glas gekühlter topstar Cola-Mix steht für den trockenen Hals bereit. Meine Maus ist frisch poliert, die Tastatur sorgfältig geölt. Das Wichtigste: Die Titanfall-Beta ist heruntergeladen und installiert. Ich mache einige auflockernde WASD-Fingerübungen, wärme meinen Schussfinger auf, rücke ein letztes Mal meine Brille zurecht. Es kann losgehen!
Vorwort: In der Folge werde ich versuchen meine ungefilterten Ersteindrücke möglichst eloquent wiederzugeben. Am Ende jeder Spielsession werde ich eine Einschätzung darüber abgeben, ob und wie sich die Wahrscheinlichkeit verändert hat, dass ich mir „Titanfall“ zulegen werde. Zu Beginn der Beta lag diese Wahrscheinlichkeit bei 0%.
ERSTE SESSION: TUTORIAL
Damit hätte ich rechnen können. Wenn es keinen Einzelspielermodus gibt, der den Spieler die grundlegenden Mechaniken beibringen kann, braucht es natürlich ein (überraschend ausführliches) Training. Na gut … es kann nichts schaden noch einmal kurz durchzuatmen, bevor ich von den ganzen zukünftigen „Titanfall“-Pro-Gamern ordentlich eine auf’s Maul bekomme.
Beim ersten Blick auf die Ingame-Grafik kommt wieder die kleine Grafikhure in mir zum Vorschein: „Ui … das sieht aber gar nicht mal so toll aus“, denkt sie abschätzig tadelnd. Nicht falsch verstehen: „Titanfall“ ist nicht hässlich, unterscheidet sich auf den ersten Blick jedoch nicht maßgeblich von einem Xbox 360-Titel (ich spiele übrigens am PC in FullHD mit allen Details auf „High“). Die Tatsache, dass die Xbox One das Spiel nicht in FullHD packt, stimmt mich ein wenig nachdenklich. Aber gut … wie jede gute Hure, weiß auch die Grafikhure in mir, dass es nicht auf die Größe ankommt, sondern darauf, was man damit macht (okay … da hat mich die Metapher ein wenig im Stich gelassen).
Zum Training: In einzelnen Lektionen werden mir die Basics beigebracht: Laufen, Springen, Schießen, Kicken. Doch „Titanfall“-Piloten beherrschen noch ein paar Tricks abseits des Egoshooter-Standardrepertoires. Von Mario haben sie sich noch den Doppelsprung abgeschaut und von Faith aus „Mirror’s Edge“ den Walljump. Beides geht erstaunlich gut von der Hand und fühlt sich angenehm fluffig an. Außerdem lernt man auch noch eine Waffe namens Smart-Gun kennen, mit der man mehrere Ziele auf einmal markieren und dann mit einem Schuss über den Jordan schicken kann. Gefällt mir aber nicht. Ein normales Maschinengewehr ist mir da lieber. Nachdem mir auch noch die Steuerung der Titans eingetrichtert wurde, darf ich mich endlich ins Gefecht stürzen.
Wahrscheinlichkeit, dass ich mir „Titanfall“ kaufen werde: 2%
ZWEITE SESSION: VOLLE KRAFT VORAUS!
Das Spiel empfiehlt mir den Spielmodus „Attrition“, also spiele ich den Spielmodus „Attrtition“. Die Ziele sind hier denkbar einfach: Alles, was nicht zum eigenen Team gehört, muss abgeschossen werden. Der Bessere gewinnt. Zur Auswahl stehen zunächst zwei Klassen: der Rifleman und der Assassin. Da der Assassin mit der aus dem Tutorial bekannten und mir unlieben Smart Pistol ausgestattet ist, wähle ich den Rifleman. Auch ein Titan will noch ausgewählt werden: Assault und Tank stehen zu Beginn zur Verfügung. Tank klingt arg wuchtig, also entscheide ich mich für den Assault-Titan.
Meine Fresse … ist das schnell.
„Titanfall“ ist komplett auf Tempo und Dynamik gebürstet, von Rundenbeginn – die Piloten betreten das Schlachtfeld so wie ich auch selbst ein Schlachtfeld betreten würde … mit einem halsbrecherischen Sprung aus einem Landungsschiff – bis zu deren Ende. Wirkliche Hindernisse gibt es nicht. Dank Doppelsprung und Walljumps kann jedes Haus erklommen und jedes Hindernis überwunden werden. Es ist erstaunlich welche enorme Auswirkung diese Bewegungsfreiheit in jede Richtung auf das Spielgefühl hat. „Titanfall“ mag ein eher schmuckloses Äußeres haben, doch der Spielfluß … woah … sowas habe ich persönlich noch nicht erlebt. Gut … zugegeben … meine Erfahrungen sind nicht sonderlich mannigfaltig – ein bißchen „Call of Duty“ hier, etwas „Battlefield“ da und früher die eine oder andere Runde „Counterstrike“- doch „Titanfall“ spielt sich definitiv bei weitem pawoofiger wie die mir bekannten Vergleichsmöglichkeiten. Pawoofig …. ja … pawoofig trifft es ganz gut.
Wenn man das Steuer eines Titans übernimmt, ändert sich das Gameplay spürbar. Die Titans können nicht springen, sondern nur in jede Richtung boosten, sind dabei zwar leichtfüßiger wie man erwarten würde, jedoch deutlich schwerfälliger wie die Piloten. Die Waffen haben mehr Rumms und dank der Panzerung halten sie auch ein wenig mehr aus. Im direkten Kampf Pilot gegen Titan wird in den meisten Fällen der Titan gewinnen, auch wenn jeder Pilot eine spezielle Anti-Titan-Waffe dabei hat. Da jedoch meist mehrere Titans, Piloten und Grunts über das Schlachtfeld hetzen, hatte ich nie das Gefühl ohne Titan wirklich benachteiligt zu sein.
Das Wichtigste: Meine Fresse … das macht wirklich Spaß. Ernsthaft. Mehrfach pro Runde kommt es zu beinahe schon epischen Momenten: Wenn ich als Pilot einen angeschlagenen Titanen angreife, im Sperrfeuer in einen Hausflur flüchte, die Treppe hochhetze und dem Stahlgiganten durch ein Fenster den letzten Rest gebe als er heftig schwankend davor vorbeistolpert. Wenn ich zu Beginn der Runde elegant über Häuserdächer und an Wänden abspringend ins Feindgebiet rase und einem Grunt per Sprungkick ins Jenseits befördere. Wenn ich meinen dem Untergang geweihten Titan verlasse, dieser im Automatikmodus weiter auf meinen Angreifer feuert, während ich mit einigen schnellen Sprüngen auf ein Hausdach flüchte.
Wow.
Natürlich ist es von Vorteil, dass ich die ersten Runden mit Teams verbracht habe, die vermutlich selbst kaum Erfahrung mit dem Spiel hatten und ich mich daher ganz wacker schlagen konnte, aber … ich kann es nicht anders sagen: Nach den ersten paar Runden ist mein Eindruck bei weitem positiver wie ich selbst erwartet hätte.
Wahrscheinlichkeit, dass ich mir Titanfall kaufen werde: 73 %
Morgen geht es mit weiteren Eindrücken und einigen abschließenden Gedanken weiter.
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„Titanfall“ kann bei Amazon vorbestellt werden und erscheint am 13. März 2014 für Xbox One, Xbox 360 und PC.
3 Kommentare
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DMJ
Okay… die Bewegungsfreiheit klingt tatsächlich nach einem dicken Plus!
Kaum etwas ist bei CoD so frustrierend, wie um ungeahnt große Gebäude herumzulaufen, weil es keine Leiter gibt und unser Elitesoldatenüberheld sonst nicht rauf kommt.